Die Mühle am Wall

Ihr habt mich erbaut, den Wind zu fangen
für euch und euer Bestreben
das andere eure Arbeit verrichten
und das, das wurde meine Leben

Ich reckte die Flügel und mahlte das Korn
mit meinen Kiefern aus Stein
drei Kriege sah ich kommen und gehen
und manchen Gesangsverein

Zweimal brannte ich ab
einmal bis auf den Grund
dann wurd‘ ich wieder hergestellt
und es ging wieder rund

Stund um Stund, jahraus jahrein
hier oben auf dem Hügel
und nur, wenn auch der Wind mal schlief
ruhten meine Flügel

Meine Steine malmten und mahlten
den Mais für euer Vieh
das Mehl für euer täglich Brot
und ich beklagte mich nie

Nie sah ich einen Don Quichotte
der mit der Lanze nach mir stieß
nie schrieb ein Orwell über mich
woher der Wind auch blies

Nur stumpfes Mahlen, Tag für Tag
mein Dasein war monoton
denn wie ich mich mühte, wie ich mich drehte
ich flog doch nie davon

Jetzt bin ich alt (oder nicht mehr modern)
und Jüngere fangen den Wind
mit großen Rotoren und riesigen Türmen
die aus Stahl und Beton sind

Ich bin nur noch ein Baudenkmal
bin sowas wie pensioniert
und statt zu mahlen werd‘ ich gemalt
oder öfter noch fotografiert

Nur manchmal, wenn der Wind um mich tost
träume ich noch vom Leben
und Flügeln, die statt Korn zu mahlen
mich vom Boden erheben