#MOIN!
In Norddeutschland verliert man, wie gemeinhin bekannt, keine großen Worte. Umso erstaunlicher ist doch, dass man sich nun ausgerechnet hier, mitten in Bremen also, dazu entschied ein Wort von geradezu lächerlicher Größe zu verlieren und dazu nicht nur irgendein Wort – NEIN – das norddeutscheste aller Wörter.
Moin!
Das Wort Moin rangiert nach meiner unbelegten Einschätzung in geradezu schwindelerregender Höhe auf Platz 2 der Rangliste der norddeutschen Kommunikationstechniken. Kurz vor Platz drei, den die prädivergente Höräußerung „Hm“ belegt und knapp hinter Platz 1, mit dem ewigen Spitzenreiter: Dem teilnahmslosen Schweigen.
Der Ursprung des Grußwortes Moin ist nicht abschließend geklärt, obgleich das Wort seit weit über 200 Jahren dort gesprochen wird, wo man Sprechen gemeinhin für überschätzt hält. Wahrscheinlich hat es sich vom plattdeutschen Wort Moi, was so viel wie schön oder angenehm bedeutet, abgeleitet.
Dieser Herleitung schließt sich inzwischen auch die Redaktion des am anstregendsten am Stück zu lesenden Buches aller Zeiten, also die Redaktion des Dudens an.
Moi, bedeutet also angenehm! Und wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, liegt das ja auch auf der Hand! Stellen sie sich nur einmal vor, sie stünden nicht in den romantisch begrünten Wallanlagen, sondern an einem noch norddeutscheren Ort im Lande Bremen. Zum Beispiel auf der Mole in Bremerhaven, deren Leuchtturm nach Jahren der Vernachlässigung entschied, sich frustriert in die See zu stürzen. Sie stehen also dort und starren auf das unruhige, trübe Meer. In ihren Ohren klingt wie Musik das Wehgeschrei einer Horde schäferhundsgroßer Möwen. Und eine zarte, nach sterbendem Dorsch riechende, Orkanböe dekoriert ihnen liebevoll das Gesicht um. Welch anderes Wort würde Ihnen da in den Sinn kommen als „angenehm“.
Halten wir also fest: Ein Moin als Gruß passt also immer und es enthält alles, was zu sagen ist. Was es jedoch nicht enthält, ist die Tageszeit. Selbstverständlich kann ein Moin „Guten Morgen“ bedeuten, aber eben genau so gut „Tach“ oder „Nabend“ oder „Schön dich zu sehen“, oder wahrscheinlicher: „Schade dich zu sehen“. Wer Moin mit Morgen übersetzt, ist also ebenso fehlgeleitet, wie wer Moin Moin sagt. Denn die Formulierung Moin Moin hat einen entscheidenden Nachteil gegenüber dem klassischen Moin: Sie enthält ein Wort mehr – und sowas machen wir hier nicht. Moin Moin, ist Gequatsche!
Ein Umstand, der sicher auch der „City Initiative“ zugutekam, also der Vereinigung, die wohl ‚eines Tages durch die Wallanlagen spazierte und sich dachte „Mensch, das ist schön hier, aber wie geil wäre es, wenn die Landschaft mich anschreien würde!“ und die daraufhin ein metallenes „Moin“ in die Botanik zimmerte, bestehend aus zwei Meter großen Majuskeln – das bedeutet Großbuchstaben, ist also nichts, was man sich beim Sport zerrt oder so.
Die City Initiative also beschloss einen norddeutschen Gruß direkt an diese Stelle, also ans Tor zur Innenstadt, zu installieren und ihn mit einem Hastag zu versehen, ob das ganzen Herden von Tourist*innen – ihnen wird aufgefallen sein, dass dieser Ort „Herdentor“ heißt – innehalten, das Handy zücken und sich von der Stadt begrüßen lassen.
Und wenn Sie mir hier grade zuhören, hat das wahrscheinlich funktioniert.
In diesem Sinne: Willkommen in Bremen! Sollte grade die Sonne scheinen: Keine Sorge, das geht weg. Verlieren sie hier lieber ihr Herz an die Stadt, oder sich in den Gassen als zu viele Worte. Schön, dass Sie da sind.
Oder um es kurz zu machen:
Moin!